Kurt-Hübner-Preis 2018 für Alice Meregaglia und den Chor des Theater Bremen

Mit dem Kurt-Hübner-Preis ehren die Bremer Theaterfreunde in diesem Jahr Chordirektorin Alice Meregaglia und den Chor des Theater Bremen.

Seit Alice Meregaglia im Frühjahr 2017 die Leitung des Chors übernommen hat, hat der sowohl musikalisch und darstellerisch eine starke Entwicklung vollzogen. Dazu gehört ganz sicher auch seine erste kleine innerstädtische Tournee: Neben dem mit Bravour absolvierten atemberaubenden Pensum von elf Produktionen in sechs unterschiedlichen Sprachen am Haus, war der Chor als autonomer Klangkörper und gleichsam Hauptdarsteller von Gioacchino Rossinis PETIT MESSSE SOLENNELLE in Gemeinden von Gröpelingen, Huchting, Blockdiek und Bremen Mitte gemeinsam mit den dortigen Kirchenchören aufgetreten.

Der Chor des Bremer Theaters kann als ein Modell für gelebte Diversität gelten: Seine Sänger*innen stammen aus mindestens elf Nationen und noch mehr unterschiedlichen Singschulen. Diese Vielfalt wird zur Stärke, wenn es gelingt, deren Eigenheiten und unterschiedlichen Färbungen in einem homogenen Ensemble zu bewahren. Das ist genau das musikalische Kunststück, das Meregaglia bewältigt – in den gewalthaltig-expressiven Arbeiter- und Gefangenenchören von Dimitri Schostakowitschs LADY MACBETH VON MZENSK ebenso wie in Leonard Bernsteins Gutelaune-Swing des Candide und als vom Wahnsinn der Braut berührte Hochzeitsgesellschaft in Gaëtano Donizettis LUCIA DI LAMMERMOOR. Dass der Chor dabei nicht als belebtes Requisit auf der Bühne aufgestellt wird, sondern sich mehr denn je von der Regie lebendig ins Spiel einbeziehen lässt, haben Publikum und Kritik zuletzt bei der Premiere von THE RAKE’S PROGRESS mit einhelliger Begeisterung aufgenommen: Es beweist, dass dieser Chor unter Meregaglias Leitung einen großen Motivationsschub erfährt. Und es ist ein Genuss, daran teilzuhaben.

Alice Meregaglia, geboren 1983 in Italien, studierte am Konservatorium in Venedig Klavier und anschließend in Mailand Musikwissenschaft und Korrepetition. 2014 absolvierte sie zudem ein Aufbaustudium im Fach Orchesterleitung in Straßburg. Eigene Arbeiten als Dirigentin waren 2013 Rossinis LA CMABIALE DI MATRIMONIO, 2014 Mozarts DON GIOVANNI und 2016 Donizettis L’ELISIR D’AMORE im Rahmen der Ticino Musica (Schweiz) sowie 2013 COSÌ FAN TUTTE bei Nei Stëmmen in Luxemburg. Bei zahlreichen Meisterkursen (Teresa Berganza, Luciana Serra, Nicola Martinucci) arbeitete sie als Klavierbegleiterin, 2012 bis 2015 war sie als Solorepetitorin an der Opéra national du Rhin (Frankreich) engagiert und erarbeitete zahlreiche Produktionen. Ans Theater Bremen wechselte Meregaglia 2015. Hier arbeitete sie zunächst als Solorepetitorin und Assistentin der Chordirektion, seit 2017 als Chordirektorin. Seit Oktober 2017 hat sie zudem einen Lehrauftrag für „Rezitative Gestaltung“ an der Hochschule Bremen.

Alice Meregaglia sagt zum Preis: „Ich war sehr überrascht und freue mich wahnsinnig über diese tolle Auszeichnung, auch für alle meine Sängerinnen und Sänger.“

Mit dem Kurt-Hübner-Preis zeichnen die Bremer Theaterfreunde e.V. seit 1996 jährlich eine besonders herausragende künstlerische Leistung am Theater Bremen aus. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde zuletzt an den Sänger Patrick Zielke (2015), die Schauspielerin Nadine Geyersbach und den Schauspieler Alexander Swoboda (2016) und im vergangenen Jahr an die Jungen Akteure (2017) verliehen. Benannt ist der Preis nach Kurt Hübner, der von 1962 bis 1973 Generalintendant am Theater Bremen war.

Die diesjährige Jury setzte sich wie folgt zusammen: Prof. Bengt Beutler (Philosophische Gesellschaft), Prof. Michael Börgerding (Intendant Theater Bremen), Ursula van den Busch (Theaterfreunde), Rainer Glaap (Theaterfreunde), Christine Gorny (Radio Bremen), Lore Kleinert Theaterfreunde), Daniel de Olano (Theaterfreunde), Benno Schirrmeister (taz) und Rolf Stein (Kreiszeitung).

Das Preisgeld wurde gestiftet von der NORD/LB.