Der Kurt-Hübner-Preis der Bremer Theaterfreunde geht in diesem Jahr an den Sänger Christoph Heinrich. Mit dem Nachwuchspreis zeichnet die Jury den Musiker und Schauspieler Matti Weber aus.
Fotos: Jörg Landsberg und Malte Hinrichsen
Die Begründung der Kurt Hübner-Preis-Jury 2023:
Christoph Heinrich:
Der Bassbariton Christoph Heinrich war bereits in der Spielzeit 2010/11 Mitglied des Internationalen Opernstudios am Theater Bremen und gehört seit der Spielzeit 2012/13 fest zum Musiktheaterensemble des Hauses. Mit Heinrich zeichnet die Jury einen Sängerdarsteller par excellence aus: Ob als Papageno in »Die Zauberflöte«, Eremit in »Der Freischütz« oder Colline in »La Bohème«, Alaskawolfjoe in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« oder Doktor in »Wozzeck«, Christoph Heinrich weiß das Publikum in größeren und kleineren Partien durch immense stimmliche und schauspielerische Präsenz immer wieder in den Bann zu ziehen.
In der zu Ende gehenden Spielzeit überzeugte Heinrich erneut durch seine große stilistische Wandlungsfähigkeit: Als Horace Vandergelder begab er sich im Musical »Hello, Dolly!« auf eine wunderbar komische Brautschau und bewies auch als Hausmeister in »Ariadne auf Naxos« sein komödiantisches Talent. Große sängerische Qualitäten stellte er sowohl im klassischen Fach bei Purcells »Cold Song« in »King Arthur« als auch als John Lennon-Interpret in »Imagine« eindrucksvoll unter Beweis.
In der letzten Musiktheater-Neuinszenierung der Saison, Monteverdis »Krönung der Poppea« bestach Christoph Heinrich neben den herausragend interpretierten Hauptpartien mit einem körperlich und stimmlich stets präsenten Seneca. Mit Regisseurin Tatjana Gürbaca entstand über die vergangenen Spielzeiten eine Arbeitsbeziehung in bislang drei Akten, bei denen Heinrichs Rollenanlagen als Förster in »Das schlaue Füchslein« und insbesondere als Leporello in »Don Giovanni« eindringliche und in Erinnerung bleibende Momente kreierten. Fortsetzung folgt, hoffentlich!
Matti Weber::
Mit dem dritten Nachwuchspreis der Bremer Theaterfreunde zeichnet die Jury den zwanzigjährigen Musiker und Schauspieler Matti Weber aus. Matti Weber ist dem Bremer Publikum trotz seines jungen Alters kein Unbekannter: Bereits 2012 stand er in Klaus Schumachers »Buddenbrooks« auf der Bühne und war auch in den Folgejahren immer wieder als Gast am Theater Bremen tätig. In Erinnerung bleibt dabei insbesondere sein Mitwirken in Tom Büngers »Turnen«, Alize Zandwijks und Tom Büngers »Frühlingserwachen« sowie Frank Abts »Mutter Vater Land«.
In der Spielzeit 2022/23 war Matti Weber Teil der beeindruckenden Ensembles von »Leben und Schicksal«, Regie: Armin Petras, und »Das achte Leben (Für Brilka)«, Regie: Alize Zandwijk. Als Musiker gestaltete er bei »Das achte Leben (Für Brilka)« auf einer beeindruckenden Bandbreite an Instrumenten den sensiblen Live-Soundtrack für einen epischen Theaterabend und wurde dafür zu Recht vom Publikum gefeiert.
Sein immenses musikalisches Können stellte Weber auch im Liederabend »Âşıklar – Die Liebenden«, Regie: Frank Abt, unter Beweis. Mit großer Sensibilität erzählt dieser Abend die Geschichten von vier Frauen, die als Gastarbeiterinnen nach Deutschland gekommen sind. Matti Weber erweist sich dabei sowohl als Erzähler als auch als Instrumentalist als kongenialer Partner der Sängerin Nihan Devecioğlu. Matti Weber vermag es als Spieler und Musiker, besonders einfühlsame und berührende Theatermomente zu schaffen. In der kommenden Spielzeit wird er die Musik in Alize Zandwijks Inszenierung von Michael Cunninghams »The Hours« verantworten. Das Bremer Publikum kann sich bereits jetzt darauf freuen!
Die Jury setzte sich in diesem Jahr wie folgt zusammen: Michael Börgerding (Intendant Theater Bremen), Ursula van den Busch (Vorsitzende Bremer Theaterfreunde), Malte Hinrichsen (Vorstand Theaterfreunde), Lore Kleinert (Vorstand Theaterfreunde) Daniel de Olano (Vorstand Theaterfreunde), Jens Fischer (Journalist) Christine Gorny (Radio Bremen) Jan-Paul Koopmann (Journalist) und Peter Schulz (Journalist).