Der Kurt-Hübner-Preis der Bremer Theaterfreunde geht in diesem Jahr an die Jungen Akteure am Theater Bremen. Stellvertretend wird das Leitungsteam der Jungen Akteure, Nathalie Forstman und Christiane Renziehausen, mit dem Preis ausgezeichnet.
Seit 2005 bieten die Jungen Akteure Kindern und Jugendlichen aus Bremen und umzu die Möglichkeit, am Theater Bremen unter professionellen Bedingungen Theater zu spielen. Weit über tausend junge Menschen konnten in diesen zwölf Jahren über die Jungen Akteuren für das Theater begeistert werden und ihre Theaterleidenschaft ausleben.
Die Themen, die in den inzwischen mehr als 125 Produktionen der Jungen Akteure aufgegriffen werden, sind dabei von gesellschaftlicher Relevanz, nicht nur für ein junges Zielpublikum. Die Jury zeigte sich bei ihrer Entscheidung vom konstant hohen künstlerischen Niveau der Arbeit der Jungen Akteure und ihrem Mut, auch kontroverse Themen zu behandeln, beeindruckt. Beispielhaft sei auf Gernot Grünewalds Inszenierung KINDER|SOLDATEN, Lola Arias’ Migrationsstudie aus Sicht von Kindern THE ART OF ARRIVING sowie die von Nathalie Forstman inszenierte Produktion GRÜNE VÖGEL, in der die religiöse Radikalisierung von Jugendlichen thematisiert wurde, verwiesen. Wiederholte Einladungen der Jungen Akteure zu nationalen Theaterfestivals zeigen, dass die künstlerische und inhaltliche Qualität ihrer Arbeit auch überregionale Beachtung findet.
In der aktuellen Spielzeit haben sich die Jungen Akteure thematisch auf die Suche begeben: Sie sind dabei der VERLORENEN JUGEND junger Frauen als Wandeltheater im Brauhauskeller (Regie: Christiane Renziehausen), den Spuren neuzeitlicher Bremer Stadtmusikanten bei Audiowalks durch das Bremer Viertel in STILL OUT THERE (Regie: Fabian Lettow und Mirjam Schmuck) sowie konventionellen und unkonventionellen Männerbildern im Tanztheaterstück TURNEN (Choreographie: Tomas Bünger) nachgegangen. Die Jungen Akteure zeigten sich damit auch 2016/17 vielfältig und experimentierfreudig bei der Wahl ihrer szenischen Mittel. In der Umsetzung der Themen boten sie ihrem Publikum erneut sensible Inszenierungen, die von großer Authentizität und Originalität geprägt waren.
Nathalie Forstman leitet seit der Spielzeit 2011/12 die Jungen Akteure am Theater Bremen. Nach einem Studium an der Ludwig-Maximilian-Universität München und dem Studium der Theaterpädagogik an der Hochschule der Künste im Sozialen Ottersberg folgten theaterpädagogische und künstlerische Projekte als freischaffende Theatermacherin und Dramaturgin sowohl mit Laien als auch mit professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern. Von 2009 bis 2011 war sie als Kuratorin von Theaterfestivals und Themenreihen an der Schwankhalle Bremen tätig. Am Theater Bremen inszenierte Nathalie Forstman u.a. in der Spielzeit 2012/13 das Stück WARUM DAS KIND IN DER POLENTA KOCHT nach Aglaja Veteranyi, das 2013 für das Theatertreffen der Jugend in Berlin nominiert und zum Bundestreffen der Jugendclubs an Theatern nach Oldenburg eingeladen wurde.
Christiane Renziehausen studierte Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Pädagogik an der Georg-August-Universität Göttingen, dann bis 2007 Theaterpädagogik an der Fachhochschule Ottersberg. Ihr erstes Engagement am Theater trat sie mit der Spielzeit 2008/09 an den Kammerspielen Paderborn an, wo sie mit dem Jungen Theater eine neue Sparte etabliere. 2010 wechselte sie an das Kinder- und Jugendtheater Zamt und Zunder in Baden in der Schweiz. Seit 2011 ist sie als Theaterpädagogin und Dramaturgin bei den Jungen Akteure am Theater Bremen tätig.
Mit dem Kurt-Hübner-Preis zeichnen die Bremer Theaterfreunde e.V. seit 1996 jährlich eine besonders herausragende künstlerische Leistung am Theater Bremen aus. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde zuletzt an die Schauspielerin Annemaaike Bakker (2013), den leitenden Regisseur im Musiktheater Benedikt von Peter und die Musiktheatersparte des Theater Bremen (2014), den Sänger Patrick Zielke (2015) sowie an die Schauspielerin Nadine Geyersbach und den Schauspieler Alexander Swoboda (2016) verliehen. Benannt ist die Würdigung nach Kurt Hübner, der von 1962 bis 1973 Generalintendant am Theater Bremen war.
Die diesjährige Jury setzte sich wie folgt zusammen: Prof. Michael Börgerding (Intendant Theater Bremen), Ursula van den Busch (Theaterfreunde), Rainer Glaap (Theaterfreunde), Christine Gorny (Radio Bremen), Iris Hetscher (Weser-Kurier), Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Theaterfreunde), Daniel de Olano (Theaterfreunde), Benno Schirrmeister (taz) und Rolf Stein (Kreiszeitung).